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13.
Vinzenz von Lerin, die Sündlosigkeit Mariens
und die Unfehlbarkeit des
Papstes.
Der christliche Glaube beruht in der Hauptsache auf der Heiligen Schrift, daneben brauchen wir aber auch die Tradition der alten Kirche, die auf die mündliche Überlieferung der Apostel zurückgeht - die sich also letzten Endes auf Jesus Christus beruft. Ohne diese alte apostolische Tradition wüßten wir beispielsweise nicht, wie eine Taufe zu vollziehen ist. Ist dazu ein besonderes Gebet notwendig oder ein besonderer Spruch? Wenn ja, welcher? Kann jeder Christ taufen, oder braucht es dazu einen Pastor? Muß der Pastor gläubig sein oder spielt das bei der Taufe keine Rolle? Diese und noch viele andere Fragen beantwortet uns allein die Tradition der alten Kirche.
Nun ist aber die mündliche Tradition nur schwer einzugrenzen. Soll man jedem glauben, der vorgibt, er kenne eine alte Tradition, daß Jesus dieses oder jenes gesagt habe. Dies war ja beispielsweise die ständige Behauptung vieler gnostischer Irrlehrer. Sie erklärten, im Besitz einer Tradition zu sein, die bis auf Jesus zurückginge. Aber auch sonst war es ja notwendig, die apostolische Tradition einzugrenzen und aufzupassen, daß nicht unkontrolliert neue Lehren und neue Riten entstanden, von denen man nach einiger Zeit zu Unrecht geglaubt hätte, es handle sich dabei um eine apostolische Lehre und Tradition.
Was immer und überall und von allen gelehrt wird
In dieser Situation hat Vinzenz von Lerin einen wichtigen Grundsatz formuliert, der uns bei der Feststellung hilft, was eine echte alte apostolische Tradition ist und was nicht. Vinzenz von Lerin erklärt, daß „katholisch“ ist - wir würden heute sagen: daß das die rechte christliche Lehre ist – nämlich
was überall, was immer, was von allen geglaubt worden ist.
(Mahnschrift 3)
Dieser allgemeinen Formulierung schickt er sodann eine etwas genauere Erklärung hinterher:
Wir werden aber der Allgemeinheit auf diese Weise folgen, wenn wir bekennen, daß jener Glaube der wahre sei, welchen die ganze auf dem Erdkreis verbreitete Kirche bekennt ...
Ebenso ... wenn wir innerhalb des Altertums uns den Bestimmungen und Aussprüchen aller, oder doch wenigstens fast aller Priester und Lehrer anschließen.
(Mahnschrift 3)
Mit den „Priestern und Lehrern“ sind - dem damaligen Sprachgebrauch entsprechend - zweifellos die Bischöfe gemeint. Vinzenz von Lerin erklärt also, daß das, was immer schon in der ganzen alten Kirche von Spanien bis Persien von allen oder doch wenigstens den meisten Bischöfen gelehrt worden ist, die wahre christliche Lehre ist. Die Apostel erwähnt er zwar nicht, aber es ist klar, wenn in der alten Kirche überall das gleiche gelehrt wurde, so lag das daran, daß die Apostel von Jerusalem ausgezogen sind und in der ganzen antiken Welt mit übereinstimmender Lehre missioniert haben. Wenn dagegen an irgendeiner Stelle eine neue Lehre aufkam, so war schon an der Neuigkeit der Lehre wie auch an ihrem regionalen Auftreten zu erkennen, daß es sich um eine neue, unapostolische, unchristliche Irrlehre handeln mußte.
Um das an einem Beispiel deutlich zu machen: Die alte Kirche praktizierte in großer gegenseitiger Übereinstimmung das dreifache Amt der Bischöfe, Priester und Diakone. Schon Clemens von Rom spricht im direkten Anschluß an die apostolische Zeit vom dreifachen Amt der Hohenpriester, Priester und Leviten. Er tut das - wohlgemerkt! - im christlichen Kontext und beruft sich dabei auf eine Anordnung durch Jesus Christus.
Nicht viel später bezeugt Ignatius von Antiochien das dreifache Amt, wobei er auch die bis heute üblichen Namen benutzt: es sind dies die Bischöfe, Priester und Diakone. Etwas später erklärt Irenäus von Lyon, die Kirchenverfassung sei in der ganzen antiken Kirche überall gleich. Dabei muß er in erster Linie an das dreifache Amt gedacht haben. Irgend ein Widerspruch regt sich nirgends, wenn man davon absieht, daß es unterhalb des dreifachen Weiheamtes noch die niederen Ämter gab, die aber offensichtlich mit geringerer Vollmacht und mit geringeren Segenskräften ausgestattet waren.
Bei einer solchen Übereinstimmung in Raum und Zeit kann man sicher sein, daß das dreifache Amt wirklich auf die Apostel bzw auf Jesus Christus zurückgeht. Wären dagegen die kirchlichen Ämter das Ergebnis altkirchlicher Entwicklungen, wie das heute viele Theologen behaupten, könnte man sicher sein, daß die Ämter sich in Ägypten, Karthago, Spanien, Rom oder Persien jeweils sehr verschieden entwickelt hätten.
War Maria sündlos?
Wir kommen jetzt zu einer mariologischen Frage. Die katholische Kirche behauptet, die Gottesmutter sei wie ihr Sohn Jesus Christus ohne Erbsünde empfangen und sie habe auch - genau wie Jesus - ein absolut sündloses Leben geführt. Wenn das stimmen würde - wenn sie von ihrer eigenen Empfängnis an in ursprünglicher Reinheit und Unschuld gelebt hätte, wäre dann aber später in Sünde gefallen, so wäre das ja ein besonders dramatischer und schwerer Sündenfall gewesen - und sie hätte unter Umständen ihre sündige Natur als Erbsünde an Jesus weitergegeben, der dann nicht als sündloses Opfer für uns am Kreuz hätte sterben können.
Es geht also bei dem katholischen Dogma von der absoluten Sündlosigkeit Mariens letztlich um die Erklärung, wieso Jesus ohne Erbsünde geboren ist. Interessanter Weise gibt die orthodoxe Theologie auf diese Frage eine andere Antwort. Sie sagt, Maria sei, bevor sie Jesus empfangen hat, vom Heiligen Geist gereinigt worden. Dagegen erklärt die katholische Kirche, wie gesagt, Maria sei von Anfang an absolut rein gewesen.
Nun wird die behauptete lebenslange, absolute Sündlosigkeit der heiligen Gottesmutter allerdings schon durch die Bibel widerlegt. In der Geschichte von der Hochzeit zu Kana erteilt Jesus seiner Mutter einen Tadel. Es ist nicht ganz klar, warum er das tut. Hat Maria ihren Sohn zu einem vorzeitigen Wunder drängeln wollen? Jedenfalls tadelt er sie mit er Redewendung: „ti emoi kai soi“ - wörtlich übersetzt:
Was mir und dir?
(Joh 2,4)
Die Redewendung „ti emoi kai soi“ kommt in der griechischen Bibel mehrfach vor. Sie beschreibt jedesmal einen Tadel. Offensichtlich handelt es sich dabei um eine abgekürzte Redeweise, die sinngemäß ergänzt werden muß: „Was ist mir und dir gemeinsam?“ Durch die Frageform wird diese Gemeinsamkeit bestritten. Es handelt sich also um eine Redewendung, die eine mehr oder weniger scharfe Distanzierung ausdrückt. Das zeigt sich besonders deutlich im Verhältnis von David zu seinen beiden Neffen, Joab und Abisai, den Söhnen der Zeruja, die eine Schwester Davids war (1.Chron 2,16).
Als David auf der Flucht vor seinem Sohn Absalom war, begegnete ihm Simei, der ihm fluchte und ihn mit Steinen bewarf, obwohl der fliehende König noch immer von einer stattlichen Menge an Kriegsvolk umgeben war. So war denn auch der Vorschlag des Abisai durchaus verständlich:
Sollte dieser tote Hund meinem Herrn, dem König, fluchen dürfen? Ich will hingehen und ihm den Kopf abhauen.
(2.Sam 16,9)
Das Angebot des Abisai, Simei zu töten, war geeignet, die Ehre des flüchtenden Königs aufrecht zu erhalten. Dennoch wehrte David ab:
Ihr Söhne der Zeruja, was hab ich mit euch zu schaffen?
(2.Sam 16,10)
In der griechischen Bibel stehen hier wie an den anderen Stellen, von denen die Rede sein wird, die Worte: „ti emoi kai soi“ bzw „ti emoi kai umin“.
David sah im Fluchen des Simei ein Handeln Gottes, das der flüchtende König ertragen wollte in der Hoffnung, daß Gott ihm seine Demut und Geduld später einmal lohnen würde. Zum anderen erkannte er im Vorschlag des Abisai ein Element der Gewalttätigkeit, das auch für Joab, den zweiten Sohn der Zeruja, charakteristisch war. Von diesem Element der Gewalttätigkeit seiner beiden Neffen distanziert sich David scharf. Eines Tages wird er Salomo sogar den Rat geben, Joab wegen dessen Gewalttaten umzubringen (1.Kg 2,5+6), obwohl dieser doch ein Verwandter war. Wenn man nun diesen Zusammenhang bedenkt, drücken die Worte „ti emoi kai soi“ an dieser Stelle einen sehr scharfen und sehr grundsätzlichen Tadel aus.
Als Absalom gefallen war und David nach Jerusalem zurückkehren wollte, begegnete ihm Simei noch einmal. Diesmal fiel er vor David nieder und bat ihn um Verzeihung. Auch diesmal fragte Abisai, ob er den Mann nicht niederschlagen sollte; und diesmal antwortete David noch schärfer:
Was hab ich mit euch zu schaffen, ihr Söhne der Zeruja, daß ihr mir heute zum Satan werden wollt? Sollte heute jemand sterben in Israel?
(2.Sam 19,23)
Die zunehmende und unverhüllte Schärfe, mit der David diesmal antwortet, erklärt sich daraus, daß es hier sehr offenkundig nicht um die Ehre des Königs ging, da Simei ja um Verzeihung gebeten hatte. Hier trat vielmehr die Neigung des Abisai zur Gewalt noch offener zu Tage, der hier einen willkommenen Anlaß für einen Totschlag sah und dafür nur die Zustimmung des Königs suchte. Auch hier dienen die Worte der griechischen Bibel „ti emoi kai ümin“ als Ausdruck einer besonders scharfen Ablehnung.
An anderen Stellen der Bibel ist der Tadel nicht ganz so scharf. Ich weise auf die folgende Stellen hin: Ri 11,12 / 2.Kg 3,13 / Mt 8,29 / Mk 1,24/ Lk 4,34 / 8,28. An den beiden mildesten Stellen könnte man „ti emoi kai soi“ sinngemäß übersetzen: „Laß mich (bzw uns) in Ruhe!“ (Ri 11,12 / 1.Kg 17,18) Aber selbst so ein milder Tadel bliebe immer noch ein Tadel. Andererseits faucht ein Dämon im Neuen Testament Jesus mit diesen Worten an:
Was willst du von mir (ti emoi kai soi) ...? Ich beschwöre dich bei Gott, daß du mich nicht quälest!
(Mk 5,7)
Der Tadel kann also verschieden stark zum Ausdruck kommen, in jedem Fall drücken die Worte „ti emoi kai soi“ an allen Stellen, in denen sie in der Bibel vorkommen, eine Kritik aus. Wenn nun Johannes bei der Niederschrift seines Evangeliums diese Worte gebrauchte, um die aramäische Antwort Jesu an seine Mutter ins Griechische zu übertragen, so hat er die Antwort Jesu eindeutig als einen Tadel aufgefaßt. Nun kritisiert Jesus aber niemanden, der es nicht verdient hat. Das heißt: Die fromme und heilige Gottesmutter Maria hat einen berechtigten Tadel empfangen, sie ist also nicht absolut sündlos gewesen.
Wenn nun jemand sagt: Das überzeugt mich nicht! Mit einer einzigen Bibelstelle, die dazu noch der Interpretation bedarf, kannst Du nicht beweisen, daß Maria Gedankensünden gehabt hat. So antworte ich: Dann müssen wir mit Vinzenz von Lerin uns unter den altkirchlichen Bischöfen umsehen und zu ergründen suchen, was immer und überall und von allen geglaubt worden ist.
Bevor wir uns aber den alten Kirchenvätern zuwenden, möchte ich noch eine persönliche Erklärung einschieben. Es ist mir eigentlich zuwider, in der Bibel oder in der altkirchlichen Tradition den Sünden der heiligen Gottesmutter nachzuforschen. Das ist ja eigentlich unehrerbietig der Mutter unseres Heilandes gegenüber. Es ist aber das katholische Dogma, das uns zu einer solchen Untersuchug nötigt.
Außerdem: In der folgenden Untersuchung kommen nur Bischöfe zu Wort. Tertullian, Origenes und Ephräm der Syrer bleiben unbeachtet, weil sie keine Bischöfe waren.
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Der älteste Bischof, den wir befragen können, ob er eine Tradition kennt, nach der die heilige Gottesmutter vollkommen sündlos gewesen sei, ist Irenäus von Lyon. Er deutet die Geschichte von der Hochzeit in Kana jedoch ähnlich, wie ich das getan habe. Er schreibt:
Als Maria ... zum Zeichen des Weins eilt und vor der Zeit am gemischten (Abendmahls)Kelch teilzunehmen wünscht, da weist der Herr ihre unzeitgemäße Eile zurück mit den Worten: Frau, was habe ich mit dir zu schaffen?“
(Adv haer III,16,7)
Vermutlich deutete Irenäus auf Grund der damals vielfach üblichen allegorischen Auslegung die Ungeduld der Gottesmutter schon auf das zukünftige Abendmahl hin. Daran wird Maria zwar kaum gedacht haben. Aber das ist in diesem Zusammenhang nicht wichtig. Entscheidend ist, daß hier einer der ältesten kirchlichen Bischöfe meint, daß Jesus seine Mutter getadelt habe und daß Irenäus folglich von einer angeblichen absoluten Sündlosigkeit Mariens nichts weiß.
*
Die beiden Bischöfe Ambrosius von Mailand und Chrysostomos nehmen eine andere Geschichte zum Anlaß, um Maria zu kritisieren. Lukas schreibt:
Es gingen aber hinzu seine Mutter und Brüder und konnten vor dem Volk nicht zu ihm kommen. Und es ward ihm angesagt: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und tun.
(Lk 8,19-21 )
Mit den „Brüdern“ sind hier offenbar die Vettern Jesu oder andere männliche Verwandte gemeint. Aus anderen Stellen der Bibel wissen wir, daß die so-genannten „Brüder“ nicht an Jesus glaubten (Joh 7,5) und ihn sogar für „verrückt“ erklärt haben (Mk 3,21). Auf diesem Hintergrund ist es klar, daß Jesus ihnen mit seiner Antwort einen sehr deutlichen und öffentlichen Tadel erteilt: Sie glauben nicht an ihn! Sie sind im Gegensatz zu vielen anderen Menschen nicht darauf bedacht, seine Worte zu hören und sich danach zu richten! Damit haben sie aber nicht nur seine Worte, sondern Gottes Wort verworfen. Daher wird ihnen hier in aller Öffentlichkeit der Ehrenname, „Brüder“ des Herrn zu sein, aberkannt.
Nun ist ja auch Maria von der Kritik Jesu betroffen. Zwar gehörte sie später zu den gläubigen Jüngerinnen Jesu; vor allem hat sie ihm bei seiner Kreuzigung tapfer die Treue gehalten; aber hier tritt sie noch gemeinsam mit den ungläubigen „Brüdern“ auf, wird zweimal mit ihnen zusammen erwähnt und ist in das tadelnde Wort offenbar miteingeschlossen. So sieht es jedenfalls Ambrosius in seinem Kommentar zu Lk 8,19-21:
Nicht draußen hätten nun jene stehen bleiben sollen, die Christus zu schauen suchten ... Denn wenn nicht einmal die eigenen Verwandten, weil sie draußen standen, anerkannt wurden ... wie sollten dann wir anerkannt werden, wenn wir draußen stehen? Auch erblicke da niemand eine Verletzung der Kindespflicht ...
(Lukas-Kommentar VI,37+38)
Die Erwähnung der „Kindespflicht“ zeigt, daß nach Ambrosius Auffassung der harte Tadel, „draußen zu stehen“, nicht nur die Brüder, sondern auch die Mutter Jesu traf.
Besonders scharf kritisiert Johannes Chrysostomos die heilige Gottesmutter. In seinem Matthäuskommentar äußert er sich zu der gleichen Begebenheit mit den folgenden Worten:
... was sie tat, entsprang allzu großer Eitelkeit. Sie wollte vor dem Volke zeigen, daß sie Macht und Autorität über ihren Sohn besitze, obgleich sie noch nicht die geringste Ahnung von seiner Größe besaß. Deshalb kam sie auch zur Unzeit daher. - Beachte jedoch, wie aufdringlich sie und die anderen sich benehmen.
(Mt-Kommentar, 44. Homilie 1 / vgl auch 27. Homilie 3)
Man braucht weder Ambrosius noch Chrysostomos bei ihrer Deutung zuzustimmen; wichtig ist in diesem Zusammenhang nur, daß beide Bischöfe Maria nicht für sündlos gehalten haben. Wenn es auch nur Gedankensünden waren, die sie bei der heiligen Gottesmutter zu erkennen glaubten, so ergibt sich daraus vollkommen klar, daß sie Maria nicht für prinzipiell und absolut sündlos angesehen haben. Es gab also ganz offensichtlich keine Tradition, die sie daran gehindert hätte, Maria für sündig anzusehen - wenn es sich dabei auch nur um ganz kleine Gedankensünden gehandelt hat.
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Cyrill von Alexandrien glaubt, daß Maria Ärgernis genommen hat, als sie unter dem Kreuz stand, und daß sie sogar an der Gottessohnschaft Jesu gezweifelt habe. In einer Predigt über Joh 19,25 heißt es:
(Der Evangelist Johannes) scheint nämlich die Absicht zu haben, (uns) darüber zu belehren, daß jene Passion selbst für sie, die Mutter Gottes, unerwartet kam und, wie es wahrscheinlich ist, die Härte jenes Todes ihr zum Ärgernis wurde ... Ohne nämlich zweifeln zu wollen, war es solches, was sie bei sich gedacht hat: Ich habe ihn geboren, der am Kreuz verlacht wird; aber wenn er von sich selbst gesagt hat, er sei wirklich der Sohn des allmächtigen Gottes, dann hat er vielleicht geirrt; und wenn er gesagt hat: „Ich bin das Leben“, wieso ist er gekreuzigt worden? Wie ist er mit Verbrecherstricken gefesselt? Warum besiegt er nicht die Heimtücke seiner Verfolger? Oder warum steigt er nicht vom Kreuz herab, der doch Lazarus befohlen hat, ins Leben zurückzukehren, und der ganz Judäa mit seinen Wundern in Bestürzung versetzt hat? Es ist jedenfalls sehr wahrscheinlich, daß die Frau, die das Geheimnis nicht erkannt hat, in dieser Situation auf solche Gedanken verfallen ist. ... Es ist nämlich kein Wunder, wenn eine Frau so weit abfällt. Denn wenn schon Petrus, jener Fürst der heiligen Apostel, Ärgernis nahm und, als einst Christus mit ihm redete und ihn offen belehrte, er werde übergeben werden in die Hand der Sünder und Kreuz und Tod erleiden, plötzlich ausrief: „Das sei ferne von dir, Herr, dies geschehe dir nicht!“ - was für ein Wunder ist es, frage ich, wenn der schwache Geist der Frau zu zaghaften Gedanken hingerissen wird? Und dies reden wir nicht einfach so dahin ... Erinnern wir uns doch an den gerechten Simeon, der ... sprach: „... und sogar durch deine Seele wird ein Schwert dringen, auf daß offenbar werden die Gedanken vieler Herzen.“
(In Joann. 19,25 / PG 74,661-664)
Unter Hinweis auf die Simeonweissagung, nach der einst ein Schwert durch die Seele Mariens fahren werde, malt Cyrill seinen Zuhörern eindringlich verschiedene Gedankensünden der heiligen Gottesmutter vor Augen, während sie unter dem Kreuz ihres Sohnes steht. Ob Cyrill damit in allen Einzelheiten im Recht ist, kann dahingestellt bleiben. Entscheidend ist, daß Cyrill die Simeonweissagung als die Ankündigung eines Fallens auch der Maria versteht - womit also auch Cyrill voraussetzt, daß Maria keineswegs absolut sündlos war.
Er hat übrigens an anderer Stelle ganz ausdrücklich von der Erbsünde der heiligen Gottesmutter gesprochen. Er vergleicht Maria einmal, wie das auch sonst immer wieder geschehen ist, mit dem brennenden Dornbusch. Dabei kommt Cyrill auch auf die Dornen dieses Busches zu sprechen und deutet sie als ein Bild für die Erbsünde der heiligen Gottesmutter:
Wenn aber der Dornenstrauch sinnbildlich den Leib der jungfräulichen Gottesmutter darstellt, dann nimm keinen Anstoß an dem angedeuteten Bild. Denn alles Fleisch ist Sünde wegen der Vererbung der Sünde, allein weil es Fleisch ist. Die Sünde aber (der Maria) wird von der Schrift unter dem Namen „Dornen“ bezeichnet.
(Adv Anthropomorphitas 26 / PG 76,1129)
Cyrill weiß zwar, daß hier ein „Anstoß“ liegt. Niemand, der die Gottesmutter liebt und verehrt, wird leichten Herzens über ihre Sündhaftigkeit nachdenken, sprechen oder gar schreiben. Trotzdem erwähnt er ihre Erbsünde, weil ihm die Erkenntnis wichtig ist, daß alles „Fleisch“ unter der Erbsünde leben muß.
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Übrigens glaubt auch Amphilochius von Ikonium, daß Maria unter dem Kreuz Jesu „unangebrachte Gedanken“ gehabt habe - auch wenn er ihr dabei mildernde Umstände zubilligt:
Diese Gedanken befielen die Jungfrau Maria, da sie noch nicht mit der Kraft ausgestattet war, die aus der Auferstehung (Jesu) entsprang, und da sie noch nicht die Nähe der Auferstehung erkannt hatte.
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Eine ganze Reihe altkirchlicher Theologen geht davon aus, daß Maria unmittelbar vor der Empfängnis Jesu durch den Heiligen Geist gereinigt worden ist - daß sie also einer Reinigung bedurft hat.
So schreibt Johannes Damaszenus, nachdem er geschildert hat, wie Maria vom Engel die Ankündigung der wunderbaren Geburt empfing und ihr gläubig zustimmte:
Nach der Zustimmung der heiligen Jungfrau kam also der Heilige Geist über sie gemäß dem Worte des Herrn, das der Engel gesprochen, und reinigte sie ...
(Darlegung des orth. Glaubens III,2)
Auch Gregor von Nazianz spricht von einer Reinigung Mariens durch den Heiligen Geist, ohne allerdings einen genauen Zeitpunkt dafür anzugeben:
Dieses war das Wort Gottes selbst; er, der vor aller Zeit ist ... Er wird ganz Mensch außer der Sünde: empfangen von der Jungfrau, deren Seele und Leib wurden zuvor vom Heiligen Geist gereinigt ...
(38. Rede 12)
Eine ähnliche Äußerung gibt es auch bei Hilarius von Poitiers:
Indem der Heilige Geist von oben herabkam, heiligte er das Innere der Jungfrau.
(Über die Trinität II,26 / PL 10,67)
Besonders interessant ist das vielstrophige „Gedicht über die allerseligste Jungfrau“ des Jakob von Sarug. In vielen überschwenglichen Redewendungen preist er, wie es scheint, die absolute Sündlosigkeit der heiligen Jungfrau:
Als nun Gott sah, wie rein und lauter ihre Seele war, wollte er in ihr wohnen, weil sie von allem Bösen frei war.
(Strophe 170)
Wäre in ihrer Seele auch nur ein Flecken oder Fehler gewesen, so hätte er sich eine andere und zwar makellose Mutter erwählt.
(Strophe 200)
Es heißt dann aber doch überraschenderweise:
Der Heilige Geist kam zu Maria, um von ihr jenes alte Strafurteil gegen Adam und Eva zu entfernen. Er heiligte und reinigte sie, machte sie zu der Gebenedeiten unter den Weibern und befreite sie von dem Fluche der Schmerzen ihrer Mutter Eva. Da sie berufen war, die Mutter des Sohnes Gottes zu werden, heiligte sie der Heilige Geist, bevor jener in ihr Wohnung nahm.
(Strophe 380)
Damit der beseelte Leib, mit welchem er sich bekleiden wollte, nicht befleckt sei, reinigte er die Jungfrau durch den Heiligen Geist und wohnte alsdann in ihr.
(Strophe 390)
Als der Heilige Geist zu ihr kam, trieb er die Sünde von ihr hinweg, welche durch die Regungen der Lust in das Geschlecht Adams eingedrungen war. Er tilgte aus ihr jenes von der Schlange angeheftete Anhängsel und den bösen Sinn, erfüllte sie dagegen mit Heiligkeit und Unschuld.
(Strophe 460)
Wenn man nicht annehmen möchte, daß Jakob von Sarug sich widerspricht, wird man ihn wohl so verstehen müssen, daß er von einem doppelten Sündenbegriff ausgeht, wie er uns auch in der Bibel gelegentlich begegnet. So schreibt Lukas beispielsweise über Zacharias und Elisabeth:
Sie waren aber alle beide fromm vor Gott und wandelten in allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelig.
(Lk 1,6)
Dabei meint Lukas offensichtlich, daß Zacharias und Elisabeth sich von allen groben Sünden fernhielten, denn alle feinen Sünden zu vermeiden, ist für normale Menschen leider nicht möglich.
Ähnliche Aussagen finden sich in 1.Mose 6,9 / Gal 2,15 / Jak 5,15. Und so dürfte auch Jakob von Sarug gemeint haben, daß Maria von jeder groben Sünde frei war - daß sie aber von feinen Sünden gereinigt werden mußte, bevor sie den Sohn Gottes empfangen durfte.
*
Nun gibt es allerdings gegen Ende der alten Kirche auch die eine oder andere Äußerung, die die absolute Sündlosigkeit Mariens behauptet und die man im Sinn des späteren Dogmas von der „unbefleckten Empfängnis“ deuten kann[1]. So heißt es beispielsweise in einer Predigt, die üblicherweise Johannes Damaszenus zugeschrieben wird, über die Zeugung der Gottesmutter:
O ihr ganz glücklichen Lenden Joachims, aus denen ein absolut fleckenloser Same hervorging!
(Predigt über die Geburt der seligen Jungfrau Maria / PG 96,663B)
Mit Vinzenz von Lerin ist jedoch festzustellen, daß nur das als wahrhaft „katholisch“ anzusehen ist, was zu allen Zeiten von allen oder zumindest von den meisten Bischöfen und Lehrern der Kirche übereinstimmend geglaubt worden ist[2]. In diesem Sinn ist das Dogma von der „unbefleckten Empfängnis“ Mariens unkatholisch. Dieser von der römischen Kirche aufgestellte Glaubenssatz ist offensichtlich das Ergebnis einer längeren theologischen Entwicklung, die sich weder auf die Heilige Schrift noch auf eine von der alten Kirche mit überwältigender Mehrheit bezeugte apostolische Tradition berufen kann. Im Gegenteil: Irenäus, Ambrosius, Chrysostomos, Cyrill von Alexandrien, Amphilochius von Ikonium, Johannes Damaszenus, Gregor von Nazianz, Hilarius von Poitiers, Jakob von Sarug - sie alle gehen davon aus, daß die heilige Gottesmutter eine normale, fromme Frau war, die leider auch der einen oder anderen Gedankensünde erlegen ist. Damit wird nun allerdings auch die vom Papst beanspruchte Unfehlbarkeit in Frage gestellt.
Die Unfehlbarkeit des Papstes
In der von der katholischen Kirche behaupteten Unfehlbarkeit des Papstes sehe ich grundsätzlich kein großes Problem. Jeder Christ ist unfehlbar, wenn er das Glaubensbekenntnis aufsagt oder sonst einen allgemein anerkannten Glaubenssatz ausspricht. Jede Predigt eines Pastors kann unfehlbar sein, wenn er sich darauf beschränkt, nur Dinge vorzutragen, die von allen christlichen Kirchen übereinstimmend gelehrt werden.
Genauso ist es mit der Unfehlbarkeit des Papstes, falls er sich an die Vorbedingungen hält, die das 1. Vatikanische Konzil für die Nachfolger des Petrus benannt hat. Sie dürfen nämlich keine neue Lehren verkünden (DzH 3070) und sie sind nur dann unfehlbar, wenn sie
die durch die Apostel überlieferte Offenbarung bzw. die Hinterlassenschaft (Depositum) des Glaubens heilig bewahrten und getreu auslegten.
(DzH 3070)
Über die absolute Sündlosigkeit der heiligen Gottesmutter wie auch schon ihre Befreiung von der Erbsünde gibt es keine apostolische Hinterlassensschaft - weder in der Bibel noch in der Tradition der alten Kirche. Es handelt sich vielmehr bei dieser Lehre tatsächlich um eine neue Lehre, die am Anfang der Kirche noch unbekannt war, die dann im Mittelalter aufgeblüht ist und im Jahr 1854 dogmatisiert worden ist.
Pius IX., der diese Dogmatisierung vorgenommen hat, schreibt in seiner langen und ausführlichen Begründung:
Dieser Glaube war nämlich schon von ältester Zeit an vorhanden ...
(Graber Seite 14)
Dieser Satz macht mich fassungslos. Wie kann ein Papst so etwas schreiben? An anderer Stelle schreibt er:
Die Kirche Christi ist nämlich nur die treue Bewahrerin und Verteidigerin der in ihr niedergelegten Glaubenswahrheiten, an denen sie nichts ändert, an denen sie keine Abstriche macht und denen sie nichts hinzufügt.
(Graber 19)
Genau das hat der Papst aber getan: Er hat dem apostolischen Depositum eine Aussage über Maria hinzugefügt, für die es keine altkirchliche Rechtfertigung gibt.
An anderer Stelle schreibt der Papst:
... die in der himmlischen Offenbarung wohl bewanderten Väter und Schriftsteller der Kirche hielten nichts für wichtiger, als in den Werken, die sie zur Erklärung der Schrift, zur Verteidigung des Glaubens und zur Belehrung der Gläubigen verfaßten, die höchste Heiligkeit und Würde der Jungfrau, ihr Freisein von jeder Sündenmakel und ihren herrlichen Sieg über den schlimmsten Feind des Menschengeschlechtes in vielfacher und bewundernswerter Weise ... zu verkünden und hervorzuheben.
Auch über diese Behauptung muß man sich wundern. Waren Irenäus, Ambrosius, Chrysostomos, Gregor von Nazianz, Cyrill von Alexandrien und andere altkirchliche Theologen in der himmlischen Offenbarung nicht ausreichend gut bewandert?
Das Dogma selber hat den folgenden Wortlaut:
Die Lehre, daß die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechtes, von jedem Fehl der Erbsünde rein bewahrt blieb, ist von Gott offenbart und deshalb von allen Gläubigen fest und standhaft zu glauben. Wenn sich deshalb jemand, was Gott verhüte, anmaßt, anders zu denken, als von uns bestimmt, so soll er klar wissen, daß er durch eigenen Urteilsspruch verurteilt ist, daß er an seinem Glauben Schiffbruch litt und von der Einheit der Kirche abfiel ...
Die katholische Kirche muß dieses Dogma aufheben, wenn sie für sich in Anspruch nehmen will, sie sei die „Säule und Feste der Wahrheit“, von der der Apostel Paulus in 1.Tim 3,15 spricht. Es ist übrigens nicht schwierig, ein falsches Dogma aufzuheben. Da ja nur der Papst allein unfehlbar weiß, welche von der Kirche aufgestellten Glaubenssätze unfehlbar sind, und da es keine von ihm veröffentlichte Liste gibt, in der für alle Zeiten unfehlbar festgestellt worden ist, welches die neuen unfehlbaren Glaubenssätze sind, kann er zu jeder Zeit erklären: dieser oder jener Glaubenssatz war nie ein unfehlbares Dogma, obwohl viele das gemeint haben.
Ich habe mich in diesem Vortrag auf das Immaculata-Dogma beschränkt. Ungefähr das Gleiche gilt auch für das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Auch dieses Dogma ist für einen wahrheitsliebenden Theologen unakzeptabel.
Abschließend einige Gedanken zur Ekklesiologie
Die katholische Kirche neigt dazu, zu erklären, Jesus Christus habe nur eine Kirche begründet, und das sei die römisch-katholische. Sie stünde in ungebrochener Kontinuität zur alten apostolischen Kirche und habe auch als einzige Kirche den Papst, den Garanten für die Einheit. Die evangelischen Kirchen seien gar keine Kirchen, sondern nur kirchliche Gemeinschaften. Dem kann ich weitgehend zustimmen, aber nicht ganz.
Nach der Bibel ist die eine, von Gott gestiftete Kirche eine große Familie. Das Wort „Familie“ kommt allerdings in der Bibel nicht vor, jedenfalls nicht in der Lutherbibel. Aber an vielen Stellen bedeutet das Wort „Haus“ in der Bibel nichts anderes als die „Familie“. So übersetzt die Lutherbibel eine alte mosaische Vorschrift zum Passafest wörtlich-korrekt:
Am zehnten Tage dieses Monats nehme jeder Hausvater ein Lamm, je ein Lamm für ein Haus.
(2.Mose 12,3)
Dagegen übersetzt die Mengebibel sinngemäß richtig:
Am zehnte Tage dieses Monats, da nehme sich jeder (Hausvater) ein Lamm, für je eine Familie (= Haushaltung) ein Lamm;
(2.Mose 12,3)
Es gibt viele Stellen in der Bibel, wo mit dem Wort „Haus“ offenkundig eine Familie gemeint ist. Im Epheserbrief werden die Heidenchristen als Gottes „Hausgenossen“ bezeichnet, also als „Familienmitglieder“:
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen ...
(Eph 2,19)
Im 1. Timotheusbrief schreibt Paulus:
Solches schreibe ich dir und hoffe, bald zu dir zu kommen; wenn es sich aber verzögert, daß du wissest, wie man wandeln soll in dem Hause Gottes, welches ist die Gemeinde (ekklesia) des lebendigen Gottes ...
(1.Tim 3,14+15)
Es ist klar: Die Gemeinde bzw die Kirche ist die Familie Gottes. Das ergibt sich übrigens auch aus der Tatsache, daß alle Getauften Gottes Kinder sind, also Mitglieder der einen, großen, göttlichen Familie!
Nun stellen wir uns einmal eine Familie vor mit Vater, Mutter und sieben Kindern. Was bedeutet es, wenn in dieser Familie der Streit ausbricht - der Vater jagt den ältesten Sohn aus dem Haus, die Mutter geht von alleine und nimmt die drei jüngsten Kinder mit. Kann dann der Vater sagen: Ich bin das Oberhaupt, nur wer bei mir in meinem Haus wohnt und sich meiner Autorität unterwirft, gehört zur Familie; wer dazu nicht bereit ist, gehört nicht zur Familie? Sagen kann er das zwar, aber es stimmt nicht. Auch diejenigen, die aus der väterlichen Wohnung hinausgeworfenen worden oder selber freiwillig ausgezogen sind, gehören zur Familie. Und so gehören auch die getauften evangelischen Christen zu der Einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. Die alten Kirchenväter sind auch unsere Vorfahren. Die katholischen Märtyrer und Heiligen sind auch unsere Heiligen. Die Probleme der katholischen Kirche sind auch unsere Probleme. Ihr Papst ist auch unser Papst. Wir werden in die gemeinsame Wohnung zurückkehren, wenn wir nicht zuvor falsche Dogmen bekennen müssen.
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Literaturhinweis:
Rudolf Graber: "Die marianichen Weltrundschreiben der Päpste in den letzten hundert Jahren" (Würzburg 1951).
René Laurentin: "Die marianische Frage" (Freiburg 1965).
Anmerkungen
[1].) Möglicherweise tendieren auch Äußerungen aus früherer Zeit, wonach Gott Maria schon vor ihrer Geburt auserwählt hat, schon in Richtung auf eine „unbefleckte Empfängnis“. Sie gehen andererseits aber noch nicht über das hinaus, was die Bibel auch von Jeremia und Paulus erklärt (Jer 1,5 / Gal 1,15). Solche Äußerungen habe ich bei Epiphanius von Salamis (Panarion 78,24) und Petrus Chrysologus (31. Vortrag = Sermo 140) gefunden.
[2].) „Commonitorium“ 3. Darüber hinaus macht Laurentin auf das folgende Problem innerhalb der orthodoxen Theologie aufmerksam:
Sie qualifizieren die Empfängnis Marias sehr gerne mit heilig und unbefleckt, aber man wird stutzig, wenn man die selben Epitheta auch auf die Empfängnis Johannes des Täufers angewendet findet, wenn es sich um sein Fest handelt.
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